Die Wegscheider-Orgel in der Heilandskirche Potsdam Sacrow

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    Auf der Westempore der Heilandskirche zu Sacrow befand sich einst die vom Potsdamer Orgelbauer Gottlieb Heise 1886 errichtete Orgel mit 5 Registern und angehängtem Pedal. Um den Blick auf die Fensterrosette frei zu halten, war Heise zu einer in der norddeutschen Orgellandschaft ungewöhnlichen Prospektgestaltung genötigt, die sich an italienische Orgelbauten der gleichen Zeit anlehnt. Diese Besonderheit blieb auch nach der Umgestaltung und Erweiterung des Instruments durch die Firma Alexander Schuke im Jahre 1907 bewahrt (Foto).

    Während des 2. Weltkrieges durchschlug ein Granatsplitter das Kirchendach über der Empore und machte die Orgel weitgehend unbrauchbar. Das Dach konnte notdürftig repariert werden, die Orgel jedoch wurde teilweise Opfer von Plünderungen. Was von dem Instrument den Krieg überdauert hat, wurde wenige Tage nach der Christvesper im Jahre 1961 zusammen mit der übrigen Inneneinrichtung der Kirche mutwillig mit Axt und Säge vernichtet. Von der Orgel blieben allein der Blasebalg und die Orgelbank übrig.

    Nach dem Fall der Mauer bestand von Anfang an der Wunsch, mit der Rekonstruktion des Innenraums auch die Orgel an dem für sie vorgesehenen Platz wiederzuerrichten. Trotz zahlreicher Spenden konnten aber lange Zeit nicht die für einen Neubau notwendigen Mittel zusammengetragen werden. Dennoch beauftragte die Evangelische Pfingstgemeinde als Hausherrin die Berliner Orgelbauwerkstatt Karl Schuke mit Recherchen zu Gestalt und Eigenschaften des ursprünglichen Instruments aus dem 19. Jahrhundert. Das Ergebnis der Forschungsarbeiten des damaligen Schuke-Geschäftsführers, Orgelbaumeister Prof. Ernst Bittcher fand u.a. Ausdruck in einem Modell des historischen Orgelprospekts im Maßstab 1:1, das etliche Jahre auf der Empore zu sehen gewesen ist, um dem Besucher optisch einen ungefähren Eindruck des Kirchenraums in seiner Gesamtheit zu vermitteln.

    Dem Förderverein „Ars-Sacrow e.V.“ gelang es seit 2002, der Spendenakquisition für den Orgelneubau neuen Schwung zu geben, so dass 2005 die Kirchengemeinde dem Projekt zum Bau einer konzertfähigen Orgel nähertreten konnte. Nach einer entsprechenden Ausschreibung fiel die Wahl auf die Dresdener Orgelbauwerkstatt Kristian Wegscheider. Deren besonderes Klangkonzept orientiert sich am italienisch beeinflussten Baustil der Kirche.

    Der Neubau, der in seinem Äußeren eine weitgehende Rekonstruktion des seinerzeitigen Heise-Prospekts darstellt, fällt mit 17 Registern auf zwei Manualen mit Pedal deutlich größer aus als der Ursprungsbau Heises - selbst nach dessen Erweiterung durch Alexander Schuke. Dazu war es nicht notwendig, die Proportionen des historischen Gehäuses zu verändern. Der äußerlich wahrscheinlich auffälligste Unterschied liegt darin, daß der Spieltisch nicht mehr mittig in einem Schrank untergebracht, sondern seitlich etwas abgerückt vom Gehäuse angeordnet ist.

     

    Reinhard Beyer (Gemeindeglied Pfingstgemeinde)

     

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