Die Sauer-Orgel in Potsdam Bornim

  • Am 08.05.1884 erhielt Wilhelm Sauer ( 1831-1916) seine Ernennung zum Königlich Preußischen Hoforgelbaumeister und stand damit in direkter Amtsnachfolge von Arp Schnittger (1648-1715), der 1706 diesen Titel erhielt. Dank des großen Einsatzes von Kaiserin Auguste Viktoria (1858-1921) für den Bau von Kirchen profitiert Wilhelm Sauer davon und erhält Aufträge auch ohne Ausschreibung. Somit war es für die ortsansässige Orgelbaufirma Alexander Schuke (1870-1933) schwer, größere Aufträge zu bekommen.
    Die Einweihung der neuen Bornimer Kirche, in der die Orgelbaufirma Wilhelm Sauer aus Frankfurt/Oder die Orgel als Opus 886 errichtete, fand am 11.07.1903 statt. Ganz im modernen Stil mit pneumatischem System und offenem Orgelgehäuse fällt diese für eine Kirche mit 700 Sitzplätzen recht klein aus. Mit zwei Manualen, einem Pedal und 13 Registern klingender Stimmen füllt sie dennoch klanglich den Raum gut aus. An Spielhilfen besitzt dieses Instrument drei Koppeln, zwei feste Kombinationen und eine Vorrichtung, um den Wind für die Orgel zu erzeugen.
    Die Bornimer Gemeinde hatte nicht lange Freude an diesem Instrument, denn es werden bereits nach 14 Jahren zwei wichtige Register teilweise entfernt. Ab 1916 werden deutschlandweit Orgelprospekte, die künstlerisch nicht wertvoll erscheinen, ihrer Prospektpfeifen beraubt. Diese werden eingeschmolzen und das so gewonnene Material in der Rüstungsindustrie verwendet. Übrig geblieben sind die Innenpfeifen dieser Register, sodass der Principal 8´ nur noch zur Hälfte und die Octave 4´ zu zwei Drittel erklangen, und damit kaum noch einsatzfähig waren.
    Über Reparaturen an dieser Orgel finden wir kaum etwas in den Rechnungsbüchern. 1930 wird nun zum ersten Mal die seit Jahren in Potsdam ansässige Orgelbaufirma Alexander Schuke aufgefordert, einen Orgelwinderzeuger zu installieren.
    Auch der zweite Weltkrieg und dessen Folgen hinterließen Spuren an der Orgel. Diesmal nicht durch Eingriffe am Instrument sondern durch ein defektes Kirchendach, sodass es zu Wasserschäden kam. In den 60ger Jahren wurde über eine Reparatur der Orgel nachgedacht, die die Orgelbaufirma Karl Gerbig (1888-1971) aus Eberswalde ausgeführt hat. Dabei wurde die Vielfalt der Klangfarben in den 8-Fuß-Stimmen beseitigt und eine neobarocke Disposition mit einem Obertonaufbau bis zum 1-Fuß-Register vorgenommen. Nur ein Register (Gedackt 8´ im Manual II) ist in seinem Bestand bis heute unverändert, selbst der Subbass 16´ wurde in seiner Intonation verändert.
    Im Januar 2008 gab es wieder Überlegungen für eine Reparatur der Orgel. In einem neuen Gutachten wurde auf den Denkmalwert der Orgel hingewiesen. Betrachten wir die Kirche als Gesamtkunstwerk, kann es hinter der Orgelfassade keinen Orgelneubau geben. Wieder wurden verschiedene Kostenangebote eingeholt, an denen sich auch die Orgelbaufirma A. Schuke, die diese Orgel seit Jahren betreute, beteiligte und die Ausschreibung für sich entscheiden konnte. Man entschloss sich, die Orgel zu restaurieren und auf den bauzeitlichen Stand zurückzuführen. Im Jahre 2010 war es soweit, nach dem Abschluss umfassender Restaurierungsarbeiten und der Intonation erklingt und strahlt die Orgel nun wieder ganz im Sinne ihres Erbauers Wilhelm Sauer.
    Der ausführliche Bericht über die Restaurierungsarbeiten ist nachzulesen in der Broschüre „Die Sauer-Orgel von 1903", erhältlich in der Bornimer Kirche. 

     

    Disposition der Sauer-Orgel in Bornim 1903

    Bei der Restaurierung 2010 wurde die Disposition auf diesen bauzeitlichen Zustand zurückgeführt.


    Manual I                       Manual II                Pedal
    1. Bordun 16'                 8. Gedackt 8'            Subbass 16'
    2. Principal 8'                 9. Salitional 8'           Octavbass 8'
    3. Gemshorn 8'             10. Spitzflöte 8'    
    4. Flöte 8'                     11. Fl. Dolce 4'
    5. Octave 4'
    6. Rohrflöte 4'
    7. Cornett 3-4 fach

    Klaus-Michael Schreiber (Orgelrestaurator Schuke)

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