In vorchristlicher Zeit war die Schriftlesung in der Synagoge ursprünglich ein Ehrenamt, das jedem übertragen werden konnte, also auch Frauen und Kindern. Das Lektorenamt in der römisch-katholischen Kirche ist für das 3. Jhd. bezeugt, allerdings nur für Männer. Die Lektoren zählten damals zu den Klerikern und es wurde ein klerikaler Lebenswandel erwartet. Eltern gaben damals ihre Kinder bereits ab dem fünften Lebensjahr in diesen Stand, um sie auf eine klerikale Laufbahn vorzubereiten. Man muss bedenken, dass die römische Liturgie bis in das Mittelalter hinein grundsätzlich in allen Teilen durch den Liturgen und die antwortende Gemeinde gesungen wurde. Im 3./4. Jhd. setzte sich das Kirchenlatein durch. Bibellesungen bedurften also einer besonderen Ausbildung in Wort und Schrift, die in ein Kirchenamt mündete.
Mit der Reformation und der Bibelübersetzung konnten auch wieder Laien das Lektorenamt bekleiden. Heute erfreuen wir uns einer großen Vielfalt an ehrenamtlichen Lektorinnen und Lektoren und jede und jeder liest den Bibeltext ja anders. Wer mal reinhören will, welche unterschiedlichen Nuancen es da geben kann, kann dies gern hier tun: