In der Mitte der Potsdamer Kulturlandschaft liegt Caputh mit seinem dem Großen Kurfürsten gewidmeten Schloss, dem etwas versteckt liegenden Sommerhaus Albert Einsteins und der Caputher Kirche, die im Jahr 2022 ihr 170-jähriges Bestehen feiern konnte.
Der Vorgängerbau, eine 1660 auf Veranlassung des Großen Kurfürsten gebaute, quadratische Feldsteinkirche mit Zeltdach und Turmlaterne, war Mitte des 19. Jahrhunderts für die wachsende Bevölkerung Capuths zu klein geworden. Den 250 vorhandenen Sitzplätzen standen 770 „kirchgangfähige“ Einwohner gegenüber. Da Caputh zu arm war, einen Aus- oder Umbau der Kirche aus eigenen Mitteln zu bezahlen, ordnete Friedrich Wilhelm IV. auf seine Kosten einen Neubau mit über 500 Plätzen an, für den die Außenwände der alten Kirche wiederverwendet wurden. Sein Baumeister, der Geheime Oberbaurat Friedrich August Stüler, fertigte den Entwurf.
Stüler entwarf eine der für ihn typischen Basilikakirchen in frühchristlichem, italienisierendem Rundbogenstil, innen neuromanisch mit klassizistischer Bemalung und Ausstattung, vergleichbar mit der Sacrower Heilandskirche von 1844 (Persius und Stüler), der größeren und prächtigeren Friedenskirche im Schlosspark Sanssouci von 1848 (Persius, Hesse und Stüler) und der Bornstedter Kirche von 1857 (Stüler).
Der Bau wurde innerhalb von knapp zwei Jahren abgeschlossen. Der König kümmerte sich intensiv um den Bau und änderte viele Einzelheiten zum Positiven – unter anderem Kanzeltreppe, Altar, Eingangstür, Säulen und Inschriften. Am 8. Februar 1852 fand die Einweihung in Anwesenheit des Königs statt.
Die Geschichte der Kirche nennt kleine und größere Reparaturen, die zwischen 1874 und 1926 im Zehn-Jahres-Rhythmus erforderlich wurden. Danach gab es, bedingt durch den Geldmangel der Kriegs- und Nachkriegszeit, lange keine Reparaturen. Eine besondere Leistung war dann die umfassende Restaurierung von 1981-88 unter den schwierigen Bedingungen der DDR-Wirtschaft, die unter anderem zur Wiederherstellung der ursprünglichen hellen und klaren Wandfarben führte.
Neben dem Schloss gelegen und sich ihm gegenüber als Bauwerk mühelos behauptend, steht die Kirche in einem mauerumgebenen, schattigen Park. Dieser Park war früher ein Friedhof, der 1933 wegen zu hohen Schichtenwassers aufgelassen wurde - danach erfolgten hier nur noch wenige Beerdigungen. 1977 zerstörten Unbekannte das Gräberfeld so stark, dass es abgeräumt und der ehemalige Friedhof in einen Park umgewandelt wurde. Allerdings konnten einige Grabstellen erhalten oder wiederhergestellt werden. In der Nordostecke des Kirchparks finden Sie an der Kirchparkmauer die Grabsteine der früheren Caputher Gutsbesitzerfamilie v. Thümen sowie Gedenktafeln für die Gefallenen der Kriege des 19. und 20. Jahrhunderts.
Der abgesetzte, als Campanile ausgebildete, 23 Meter hohe Kirchturm trug ursprünglich zwei kleinere Glocken, die im Jahre 1883 jedoch durch eine große Bronzeglocke mit der Inschrift „Ein feste Burg ist unser Gott“ ersetzt wurden.
Der Kircheneingang empfängt den Besucher recht schinkel-stülerisch mit einem gemauerten Sternenfries an der Außenwand und mit einem Sterngratgewölbe aus Ziegelsteinen in der kleinen Eingangshalle.
Das fünfachsige Mittelschiff weist einen dicht unter der Decke umlaufenden, farbigen Sternenfries auf, eine hölzerne Kassettendecke mit gelben Sternen auf blauem Grund und zwei große, klassizistische Kronleuchter aus Messing mit Palmetten, Pinienzapfen und Glasprismen als Verzierung.
Hinter dem von Stüler gestalteten, sehenswerten Orgelprospekt befand sich zunächst eine mechanische Orgel der Firma Gesell und seit 1928 eine pneumatische Orgel der Firma Schuke mit zwölf Registern. Wie viele Orgeln dieses Typs, wies sie nach vier bis fünf Jahrzehnten irreparable Mängel auf. Sie wurde 2003 – 2006 vom Orgelbauer Hüfken aus Halberstadt vollständig erneuert, mit einem mechanischen Schleifladenwerk versehen und auf 21 Register erweitert. Zum Dank für die Spendenbereitschaft der Caputher und ihrer Gäste veranstaltet die Kirchengemeinde jährlich den „Caputher Orgelsommer“.
Der fensterlose Altarraum wird durch fünf Seiten eines regelmäßigen Achtecks gebildet. Den auf der Archivolte stehenden Text „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubet, wird nimmermehr sterben.“ hat Friedrich Wilhelm IV. verfügt, wie auch drei Texte aus dem Epheserbrief, die an den Altarwänden zu lesen sind. Die Texte und der zentrale Standort der Kanzel hinter dem Altar unterstreichen den besonderen Charakter dieser bilderlosen Predigtkirche. Der Sternenhimmel im Altarraum ist wieder eine Reverenz Stülers an seinen Lehrer Schinkel und dessen berühmten Bühnenentwurf für Mozarts „Zauberflöte“. Ein aufmerksamer Zähler kann fast 700 Sterne als dekorative Elemente in der Kirche finden.
Erwähnenswert ist schließlich auch die Taufschale aus weißem Porzellan mit umlaufendem Reliefrand mit Motiven zu dem Spruch „Lasset die Kindlein zu mir kommen“. Sie wurde ca. 1850 bei KPM nach einem Entwurf Schinkels hergestellt.
In der Sakristei steht der Patron der Kirche, Friedrich Wilhelm IV., in Form einer Gipsbüste auf einem kleinen Sims.
Der Gesamteindruck der Kirche wird durch Symmetrie, Verzicht auf Ausschmückung und Konzentration auf das Wort Gottes bestimmt. Dieser Eindruck wird durch die Schlichtheit des verwendeten Materials (Ziegel, Holz, Putz) nicht gemindert, sondern eher verstärkt.
2009 wurde das neue Gemeindehaus im Kirchpark eingeweiht, in dem die Aktivitäten der Gemeinde und, da die Kirche keine Heizung besitzt, im Winterhalbjahr auch die Gottesdienste stattfinden.
Die Caputher Kirche hat eine feste und lebendige Gemeinde mit zahlreichen Kreisen und Gruppen. Den 150. Jahrestag der Kirchweihe beging sie im Jahre 2002 unter dem Motto „Die Kirche muss im Dorf bleiben! – Aber warum eigentlich?“ Die Antwort liegt wohl darin, dass das Gebäude mit seiner Geschichte und Ausstrahlung die Mitte unserer kirchlichen Gemeinschaft und ihrer Einbettung in die Gesellschaft bildet.