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Osterwort der Superintendentin

Osterwort 2022 an die Kirchengemeinden und ehrenamtlich und beruflich Mitarbeitenden im Kirchenkreis Potsdam

Liebe Geschwister, 

nach zwei Jahren Ostern im Schatten der Stille und des Schweigens haben sich viele auf ein unbeschwertes Fest gefreut, passend zur erblühenden Natur.

Nun liegt ein anderer Schatten über diesem Osterfest. Der Schatten des Krieges, nicht nur der in der Ukraine. Denn zugleich mit dem Krieg dort sind die vielen anderen Kriegs- und Gewaltorte dieser Welt wieder näher ins Bewusstsein gerückt.

So viel Leid: zerbombte Orte, zerstörte Landschaften, getötete Menschen, verwundete Seelen und Körper, ganz nah bei uns und auch sehr weit weg. Die Not aber ist überall die gleiche.

Ich danke von Herzen allen Gemeinden sowie den beruflich und ehrenamtlich Mitarbeitenden für die große Hilfsbereitschaft bei der Aufnahme und Versorgung von Geflüchteten – sei es im zur Verfügung stellen von Wohnraum, von Geld oder von Zeit und Kraft.

Ich danke auch den schon einige Zeit hier unter uns lebenden Geflüchteten für ihre Anteilnahme und Aufmerksamkeit. Die AG „Flucht, Migration und Integration“ des Kirchenkreises mit Pfarrer Fricke zitierte in ihrer Stellungnahme Mhretab Dige aus Eritrea, der sagte: „Flüchtling ist Flüchtling“. Das finde ich ein wichtiges Wort, denn es betont die Unterschiedslosigkeit von Menschen im Leid.

Im Angesicht all der Bilder von Flucht und Zerstörung wird es Ostern.

Und wenn ich es richtig bedenke, dann ist Ostern eigentlich ein Schattenfest, weil es dort geboren wurde: im Schatten der Todesmacht und im Dunkel verzweifelter Trauer.

Von dort entspringt ein Licht. Am Anfang ist es sehr klein: ungläubiges Staunen bei den Jüngern (Lukas 24,11), dann wächst es: ein Erkennen im Nachhinein (Lukas 24, 32) bis hin zum Verstehen (Lukas 24, 45f).

In diesem Jahr ist mir die Botschaft vom wachsenden und sich ausbreitenden Licht besonders nah. Gerade weil es nicht aus dem Glanz des Sieges, sondern aus tiefem menschlichen Abgrund heraus wächst. Verrat, Lüge, Einsamkeit, Verzweiflung, Spott, Folter und Tod zum Trotz küsst das Licht der Auferstehung die Hoffnung wach.

So wie Schalom Ben-Chorin in seinem Text „Zeichen“ 1942 dichtete:

Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt,
ist das nicht in Fingerzeig, dass die Liebe bleibt?
Dass das Leben nicht verging, so viel Blut auch schreit,
achtet dieses nicht gering in der trübsten Zeit.
Tausende zerstampft der Krieg, eine Welt vergeht.
Doch des Lebens Blütensieg leicht im Winde weht.
Freunde, dass der Mandelzweig sich in Blüten wiegt,
das bleibt mir ein Fingerzeig für des Lebens Sieg.

In diesem Sinn wünsche ich Ihnen und Ihren Familien ein lichtvolles gesegnetes Osterfest

Herzlichst Ihre 

Angelika Zädow